Claudia Lenger-Atan: Von der Bündnisidee begeistert
Das Tübinger Tagblatt berichtet am 24. August 2021.
Claudia Lenger-Atan ist 73 Jahre alt und verheiratet. Sie hat vier Kinder und zwei Enkel. Privatbild
Claudia Lenger-Atan (MLPD) kandidiert vor allem, um für starke Gewerkschaften und Frauenrechte zu werben.
Wer für eine kleine Partei zur Bundestagswahl antritt, macht sich in der Regel keine Illusionen über seine Chancen. Statt eigener Ambitionen steht meist die Sache im Vordergrund. Das ist auch bei Claudia Lenger-Atan so. Die Tübingerin arbeitete jahrzehntelang als Medizinisch-Technische Assistentin am Universitätsklinikum. Als Verdi-Vertrauensfrau und Personalrätin stritt sie mit Kolleginnen und Kollegen für die Rechte der Beschäftigten im Gesundheitswesen. „Mir sind kämpferische Gewerkschaften wichtig – gerade auch für die Jugend“, beschreibt die 73-Jährige eines ihrer größten Anliegen.
„Besonders am Herzen“ lägen ihr aber auch „wirkliche soziale und gesellschaftliche Gleichstellung und Rechte von Frauen und Mädchen, der Kampf gegen Sexismus und Gewalt“, betont Lenger-Atan. Sie engagiere sich im Frauenverband Courage, „denn wir Frauen müssen breit zusammenarbeiten und auch migrantische Frauen unterstützen“.
Lenger-Atan kandidiert für die MLPD, die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands. Hinter deren Bewerbung stehe jedoch ein 2016 gegründetes „Internationalistisches Bündnis gegen den Rechtsruck der Regierung“, heißt es auf der Homepage der MLPD. Ihm gehörten 41 Organisationen und über 40 000 Einzelpersonen an. Weil Wahlbündnisse in Deutschland nicht kandidieren dürfen, stelle die MLPD ihre Liste auch parteilosen Mitstreitern aus anderen Organisationen zur Verfügung.
Alle Beteiligten verstehen sich als Sozialisten
Große Einigkeit herrsche im Bündnis darüber, „dass die Probleme der Welt mit dem Kapitalismus zusammenhängen“, sagt Lenter-Atan. Gleichwohl verstünden sich nicht alle Beteiligten als Sozialisten, und es nähmen auch nicht alle an der Wahl teil. Diejenigen, die mitmachen, hätten das Wahlprogramm jedoch zusammen verabschiedet. Allen sei es wichtig, „gemeinsam gegen die krasse Rechtsentwicklung“ zusammenzuarbeiten. Lengar-Atan selbst verficht „das Ziel des Sozialismus, wie er einmal gedacht war“. Allerdings habe sich überall, ob in der Sowjetunion oder in der DDR, die Entwicklung von den 1960er Jahren an umgekehrt, und es sei eine neue Klasse entstanden wie jetzt auch in China: „Es ist eindeutig, dass China ein imperialistisches Land ist und die Menschenrechte nicht vertreten sind.“
Lenger-Atan ist seit 2014 auch bei der Montagsdemonstration gegen die Hartz-Gesetze und Sozialabbau aktiv. Hier gehe es auch um günstigen Wohnraum für Menschen mit niedrigem Einkommen und um die Wiedereinführung der Gemeinnützigkeit von Wohnbaugesellschaften.
Weitere Anliegen der Tübingerin sind die „unbürokratische Aufnahme von Flüchtlingen“, wobei sie auf das Projekt „sicherer Hafen“ verweist und das Ende der Abschottung Europas und Deutschlands fordert.
Lenger-Atan fordert auch ein „Verbot aller faschistischen Organisationen“ und will gegen die Rechtsentwicklung der großen Parteien und Regierungen kämpfen. Diese Rechtsentwicklung zeige sich „dramatisch auch in der Umweltfrage: Alle reden vom Umweltschutz, real passiert nichts“, kritisiert sie. Die aktuellen Unwetterkatastrophen zeigten, dass es fünf vor 12 sei. Doch die Wirtschaft müsse laufen – „genau wie in der Pandemie, in der alle Lasten die Bevölkerung zu tragen hatte. Hier zeigt der Kapitalismus, dass er die Welt gegen die Wand fährt“.
Damit auch kommende Generationen arbeitender Menschen „ein Leben in wirklicher Freiheit und in Einheit mit der Natur“ führen könnten, stehe das internationalistische Bündnis „für eine befreite Gesellschaft“. Sie könne nur erreicht werden „im Kampf gegen alle Varianten von faschistischer Ideologie, Antisemitismus, Fundamentalismus“ und vor allem Antikommunismus, der jeden Widerstand spaltet und hier „Staatsreligion“ sei.
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